Grauspechte Exkursion NSG Rotenfels/Bad Münster am Stein
Trotz der doch langen Anfahrt waren 14 Teilnehmer*innen vor Ort und gespannt darauf ein besonderes NSG kennen zu lernen.
Das 91 ha große NSG Rotenfels besteht aus einem begehbaren Areal auf dem Plateau und einer nach Süden abfallenden Felswand, die mit ihren 200 Höhenmetern und ihren teils senkrechten Flanken weder begehbar noch im Gesamten einsehbar ist. Sie ist nicht nur die steilste Felswand nördlich der Alpen, sondern auch ein NSG mit interessanten biotop-spezifischen und schützenswerten Tieren und Pflanzen.
Zielarten der Schutzrichtlinie sind u.a. die Bechsteinfledermaus, der Hirschkäfer, der dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling (phengaris nausithous), die Haarstrangwurzeleule (gortyna borelii), eine europaweit streng geschützte, nachtaktive Falterart und die Spanische Flagge (euplagia quadripunctaria), ein Wanderfalter und Biotopwechsler. Einige weitere Schmetterlingsarten sollten wir zu sehen bekommen.
Blick ins Nahetal
Blick ins Nahetal
Blick von der Bastei
Dieser vom Gelände her spektakulärste Teil, der Felsabbruch, war einfach nur imposant, der Blick von der Bastei ins Nahetal atemberaubend. Man schaut von der Bastei senkrecht auf die darunterliegende Bundesstraße und Bahnstrecke herab.
Wegen der guten Sicht konnten wir den Blick vom rhein-hessischen Hügelland über den Soonwald bis zum Hunsrück schweifen lassen.
Ryolith-Gestein
Ryolith-Gestein
Nattern- u Echsenhabitat
Die über 200 Millionen Jahre alte Gesteinsformation, bestehend aus Ryolith, bietet u.a. Eidechsen einen geeigneten Lebensraum. Greifvögel, z.B. der Wanderfalke, haben in der Felswand gute Nistmöglichkeiten. Von den in der Felswand lebenden u geschützten Vogelarten sahen wir leider kein Exemplar. Es zeigten sich einige Kolkraben, ein Turmfalke und ein Mäusebussard.
Trockenrasenflur
Vegetation auf dem Plateau und an den FelshängenDie Vegetation auf dem Plateau und an den Felshängen wird von einem vielfältigen Mosaik unterschiedlicher Felsgrasfluren, Trockenrasen und Trockengebüschen gebildet.
Montpellier AhornbüscheDie Trockenheit hatte der Vegetation zugesetzt und teils hatte man den Eindruck, die Herbstfärbung hätte schon begonnen. Besonders an den Montpellier Ahornbüschen, die auf den Grasfluren standen, war die Farbe Rostrot schon weit vorangeschritten.
Blick zur Bastei Eine Mauereidechse begrüßte uns schon am Beginn der Wanderung auf einem Sonnenfelsen. Später, an der Bastei, erspähten wir noch einadultes Exemplar.
Blick auf den Saumpfad
Was haben wir denn da....Entlang des Saumpfades und teils über die Trockenrasen streifend, konnten wir weitere interessante Spezies entdecken und bestimmen.
Ital Schönschrecke, calliptamus italicus
Ital Schönschrecke, calliptamus italicus
Ital Schönschrecke, calliptamus italicus
Die italienische Schönschrecke, weibliche und männliche, hatten sich auf dem Fussweg niedergelassen und ließen sich länger beobachten. Sie kommen vorwiegend in den Wärmeinseln im Südwesten und im äußersten Osten Deutschlands vor. Im Flug kann man sie gut anhand ihrer rosa gefärbten Hinterflügel in Kombination mit den roten Hinterschienen erkennen.
Blaue Ödlandschrecke, oedipoda caerulescensAuch einige Blaue Ödlandschrecken zeigten sich. Im Flug schimmern ihre Flügel blau, eine effektive Abwehrstrategie. Sie verwirrt damit ihre Fressfeinde. Nach dem kurzen Flug und einer schnellen Landung verschwimmt ihr Äußeres mit dem Untergrund.
Weißer Waldportier, brintesia circeAuf dem Trockenrasen, teils mit anstehendem Fels durchbrochen, sichteten wir den weißen Waldportier (brintesia circe) einen Tagfalter, der zu den Edelfaltern gehört.
Mauerfuchs, lasiommata megera
Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling, phengaris nausithous Weitere Arten konnten bestimmt werden:
Der Mauserfuchs (lasiommata megera) wechselte mit anderen Artgenossen ständig den Standort. Der Sonnenröschenbläuling oder Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling (phengaris nausithous) wurde nur einmal erfaßt. Am rasendurchsetzten Steilhang hielten sich etliche Himmelblaue Bläulinge (polyommatus (meleageria) bellargus) auf. Die kleinen Falter waren äußerst aktiv und nicht zu fotografieren.
Einstreifiger Trockenrasenspanner, aspitates gilcariaEine echte Rarität wurde von Reinhard Geppert entdeckt, ein einstreifiger Trockenrasenspanner, ein Falter der tag- wie auch nachtaktiv ist. Im Gebirge steigt die Art bis in Höhen von 1000 Metern
Habichtskraut, hieracium und Wiesenlabkraut, galium mollugo
Rispen-Flockenblume, centaurea stoebe
echtes Leinkraut, linaria vulgaris
Späte Blüher waren auf den vertrockneten Rasenflächen selten, die Rispen-Flockenblume, Habichtskraut und das echte Leinkraut zeigten vereinzelt noch ihre Blüte.
Karthäusernelke, dianthus carthusianorumEine Kartäusernelkenblüte strahlt in der Sonne.
Feld-Beifuss, artemisia campestrisDer Feld-Beifuss artemisia campestris hatte noch grüne Blätter am Stiel.
Foliose Flechte an Ryolith-GesteinAuf einem Stein hat sich eine Blattflechte ausgebreitet. Die Foliose Flechte bildet sich zu einem komplexe Organismen aus. Sie entsteht aus der symbiotischen Beziehung zwischen Pilzen und einem photosynthetischen Partner, typischerweise Algen. Diese Partnerschaft ermöglicht es Flechten, in verschiedenen Klimazonen zu leben, die von kalten, trockenen Bergen bis zu nassen, warmen Tälern reichen können. Flechten können Mineralien chemisch verwittern, indem sie organische Säuren wie Oxalsäure produzieren. Dies reagiert mit Mineralien im Gestein, löst sie auf und schwächt das Gestein. Infolgedessen weisen viele Gesteine, die Flechtenwachstum hatten, eine ausgedehnte Oberflächenkorrosion auf.
Auch bei der noch ausgeprägten Trockenheit im Boden, waren wir erstaunt wieviele Insekten, insbesondere Schmetterlinge, wir entdecken konnten. Das NSG am Rotenfels zeigte sich doch mit einigen Überraschungen.
Wir waren insofern zufrieden und konnten unsere Sichtungen beim Mittagessen im lauschigen Biergarten des nahegelegenen Gasthofes besprechen. Die weite Anreise hatte sich, nicht nur vom Wetter her gesehen, gelohnt.
Quellennachweis:
Fotos: K.Benedickt, F.Morrison, R.Geppert, H.Schwarting
Textauszüge aus .... : wikimedia, wikibrief, Deutschlands-Natur.de