GRAUSPECHTE-Exkursion, NSG Mönchbruch, Mörfelden
Mal wieder konnten 14 Grauspechte bei sonnigem Sommerwetter ein interessantes Naturschutzgebiet in Augenschein nehmen. Diesmal erkundeten wir den Mönchbruch bei Mörfelden, ein artenreiches Gebiet mit Bruchwiesen, Feuchtgebieten und Waldanteil.
Großer Blaupfeil
Ringelnatter
Sumpf Schildkröte
Gleich nach Betreten des NSG warfen wir einen Blick auf den Mönchbruch- Weiher. Neben intensivem Libellenflug des großen Blaupfeiles (orthetrum cancellatum L männl.), sahen wir eine Ringelnatter durch den Teich schwimmen. Am gegenüber liegenden Ufer sonnte sich eine Sumpfschildköte (emis orbicularis) auf einem Baumstamm; vermutlich eine der europäischen Art.
Zilp-Zalp
Teichrohrsänger
Waldlaubsaenger, phylloscopus sibilatrix
Vogelarten wie Zilp-Zalp (phylloscopus collybita), Teichrohrsänger (acrocephalus scirpaceus) und Waldlaubsänger (phylloscopus sibilatrix) konnten teils gesichtet oder am Gesang erkannt werden.
Graben zum Teich
Das Gebiet ist in seiner Grundstruktur eine Niederung bestehend aus großen Bruchwiesen, Entwässerungsgräben und einigen Baumstreifen bzw. -inseln. Im Norden schließt sich der Mörfelder Wald an, in dem einige Feuchtbiotope zu finden sind.
An den Rändern der Gräben zeigen sich typische Pflanzen, die feuchte Biotope lieben.
Sumpf-Vergissmeinnicht, myosotis palutris
Sumpf-Helmkraut, scutellaria galericulata
Gewöhn Wasserhahnenfuss, ranunculus aquatilis
Feuchtbiotope in den Bruchwiesen
NABU-Grauspechte auf hoher Warte
Vom Teich wechselten wir zum Aussichtsturm vor den östlichen Bruchwiesen. Von oben hatten wir einen weiten Blick über die Grasflächen, die von einigen kleinen Teichen durchsetzt sind.
Eine kleine Rotte Wildschweine hatte sich im Gras nieder gelassen und zog sich, durch uns wohl gestört, in das nahe Dickicht zurück.
junger Damhirsch, dama dama
Ein Rudel Damhirsche hatte sich im Schatten einer Bauminsel niedergelassen. Das Geweih eines jungen Bockes schaute aus dem Gras hervor. Das Habitat ist wie für sie geschaffen, offenen Landschaft, die mit kleinenBauminseln durchsetzt ist.
Silberreiher, ardea alba
Neuntöter, lanius corullio
An einem Teich spähte ein Silberreihe auf die kleine, nahezu ausgetrocknete Wasserfläche und hoffte wohl auf einen spontanen Fang. Auf einem Busch saß ein Neuntöter an. Eine Schar Kanadagänse querte im Flug die Wiesen. Innerhalb kürzester Zeit konnten wir etliche ganz unterschiedliche Arten an Säugetieren und Vögeln sichten.
Links und rechts der Mönchbruchallee, entlang der Entwässerungsgräben undin den angrenzenden Wiesen zeigte sich eine Vielfalt an Pflanzen und Gräsern, darunter auch eine seltene geschützte einheimische Orchidee.
Roland späht in die Wiesen
Kuckuckslichtnelke, lychnis flos-cuculi
Sumpf-Schwertlilie, iris pseudacorus
Fuchsknabenkraut dactylorhiza fuchsii
Langer Graben
Gewöhn Rispengras poa trivialis
Gewöhn Rispengras poa trivialis
Hirse-Segge carix panicea
Klaus späht nach Insekten
In der Mönchbruch Allee
Grauspechte wohin ...?
Wir entschieden uns noch zu den Teichen in der Achtstaudenschneise zu gehen. Dort soll es, laut Uwe Gerlach, Ringelnattern geben.Ein Stück durch den Wald, der uns willkommenen Schatten spendete,mußten wir noch gehen.
Hirschkäfer, lucanus cervus
Fast unbemerkt, trafen wir auf einen kleinen „Helden“, der uns drohend seine Kiefernzangen entgegen streckte. Der Hirschkäfer stellte sich uns auf dem Waldweg, auf dem auch viel Radverkehr war, unerschrocken
entgegen. Eine willkommene Gelegenheit ein spektakuläres Foto zu machen.
Ganz nah dran
Hirschkäfer, lucanus cervus
Der Hirschkäfer (lateinisch lucanus ‚Waldbewohner‘ und cervus ‚Hirsch‘) ist ein Käfer aus der Familie der Schröter (lucanidae). Er gehört zu den größten und auffälligsten Käfern in Europa. Seinen Namen erhielt der Hirschkäferaufgrund der, bei den Männchen, geweihartigen Oberkiefer.Der Hirschkäfer ist in der Roten Liste Deutschlands als „stark gefährdet“ (Kategorie 2) geführt. In der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie ist er im Anhang II gelistet. (Quelle: Wikimedia)
Teichidyll
Roter Fingerhut, digitalis purpurea
Auf dem Weg zu den Teichen gingen wir an etlichen Flächen, üppig mit Rotem Fingerhut bewachsen, vorbei.
Am Natternteich
An den Teichen angekommen, konnten wir sehen, daß der Wasserspiegel aufgrund der geringen Niederschläge sehr niedrig war. Im Gegensatz zu den teils aufgestauten Gräben der Bruchwiesen ist hier kein natürlicher oder künstlicher Zufluss vorhanden. Was würden wir also entdecken können?
Am Natternteich
Barren-Ringelnatter, natrix helvetica
Barren-Ringelnatter, natrix helvetica
Wir glaubten unseren Augen nicht; was keiner wirklich erwartet hatte, schlängelte sich direkt vor uns an den Teichrand. Eine Barren-Ringelnatter suchte das flache Ufer auf und blieb direkt vor uns liegen. Die Fotografen waren begeistert. Über mehr als 15 Minuten konnten wir das Reptil beobachten bevor es, von einem Wasserfrosch gestört, in den Teichpflanzen verschwand.
Ebenso beeindruckend war der Flug der Azur-Jungfern über derWasserfläche. Etliche Exemplare ließen sich immer wieder auf den randständigen Gräsern nieder. Begeistert von der Nattern-Sichtung,machten wir uns auf der Achtstaudenschneise zurück in Richtung Schloss.
Eine kleine Gruppe, Birgit, Klaus und Roland, waren bereits vorausgegangen und machten sich durch auffälliges Winken bemerkbar.
Das bedeutet immer, es gibt etwas außergewöhnliches zu sehen.
Kleiner Eichenbock, cerambyx scopolii
Klaus Dühr hatte einen Kleinen Eichenbock in seinem Bestimmungsglas gefangen und war wegen dieses Fanges richtig stolz. „.. .den erwischt man nicht gerade öfters..“. So waren die beiden hoch sensibilisiert, ob denn nichtnoch weitere Hinweise auf Bockkäfer vorhanden sind. Und es kam tatsächlich noch besser.
Spechtloch
Birgit hatte in der Borke einer mächtigen Eiche ein Spechtloch entdeckt und die Sägespähne am Boden, sagten ihr, daß dies auf einen sehr seltenen Käfer hinweisen mußte.
Gr. Eichenbock, cerambyx cerdo
Der Große Eichenbock, auch Heldbock, Riesenbock oder Spießbock genannt, ist ein in Deutschland vom Aussterben bedrohter Käfer aus der Familie der Bockkäfer. Seine Leben spielt sich innerhalb von ca 50 Tagenin den Kronen der Eichen ab. Er verläßt seine „Geburtseiche“ eher nie, aber es kommt vor, daß er auch mal bis zu 2km weit an eine andere Eiche fliegt, wahrscheinlich auf der Suche nach Paarungspartnern. Seine Status einer streng geschützten Art hat zur Folge, daß der Habitat-nachweis bei Bebauungsplanungen streng berücksichtigt werden muss.
Gr. Eichenbock, cerambyx cerdo
Das hier vorgefundene Exemplar lag auf einem Ast und regte sich nicht, ein Hinweis, daß der Käfer im Sterben lag. Daß er auf dem Waldboden entdeckt werden konnten, ist ein außergewöhnlicher Zufall.
Blick in die Achtstaudenschneise
Baumriese auf Stelzen
Bruchwiese
Das letzte Stück des Weges ging es nochmal an den westlichen Bruchwiesen entlang. Alte Baumriesen waren vom Sturm wohl gefällt und gaben ein imposantes Bild in der Wiesenfläche wieder.
Seidiger Glanzrüssler polydrusus sericeus
Roland hatte noch ein schillerndes Insekt angelockt und präsentierte es an einem außergewöhnlichen „Landeplatz“.
gebänderte Prachtlibelle, calopteryx splendens HARRIS männl.
gebänderte Prachtlibelle, calopteryx splendens HARRIS weibl.
Bei der Vorexkursion konnte ich am Mühlgraben diese Exemplare der gebänderten Prachtlibelle fotografieren. Von der Art waren etliche unterwegs wie auch weitere Arten, z.B. die Azur-Jungfer.
Durch die spektakulären Sichtungen beeindruckt, nahmen wir beim Mittagessen den Fluglärm der nahen Startbahn-West kaum wahr; es gab für die „naturgucker“ schließlich so viel Gesprächsstoff wie selten. Der Mönchbruch liegt direkt vor der Haustür und ist ein Biotop der Artenvielfalt, wie man es selten findet.
Fotos: K.Benedickt, B.Emig, H.Schwarting, Tichai
Quellen:
Wikimedia
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