NABU Grauspechte-Exkursion zur Lanbachaue bei Bickenbach

Wintergäste in der Lanbachaue bei Bickenbach

…. ´mal wieder Glück gehabt. Der heftige Regen verzog sich am frühen Morgen sodaß die acht Grauspechte trockenen Fusses in das NSG Landbachaue aufbrechen konnten. Ein weiterer Teilnehmer kam etwas später dazu, dafür mussten zwei Grauspechte kurzfristig absagen.

P1170181GRAUSPECHTE an der LandbachaueRoland Tichai war wieder mit von der Partie, ein profunder Kenner des Gebietes und beständiger Teilnehmer unserer Exkursionen, den wir leider längere Zeit vermissen mußten. Er dokumentiert als Naturfotograf und Naturschützer seit Jahren die Flora und Fauna des Gebietes.

 

 

 

 

 

 

 

220202 002 Landbachgraben Landbachaue HansSchwartingLandbachgraben LandbachaueKBenedickt 020222 Bickenbach P1170235Landbachgraben Das NSG westlich von Bickenbach besteht aus mehreren unterschiedlichen Naturflächen: dem Pfungstädter Moor, dem Erlensee, der im Sommer abschnittsweise auch als Badesee genutzt wird und der Landbachaue. Alle Strukturen sind eiszeitlich entstanden und haben sich später durch die gestaltende Kraft des Wassers ausgeformt.

Das Gebiet hat eine Größe von 97 ha und ist seit 1955 als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Alle Strukturen sind eiszeitlich vor ca. 10.000 Jahren entstanden.

 

 Damals „suchte“ der Neckar sich ein neues Bett. Der alte Flusslauf verlandete und verschiedene Moore sowie zwei Moorseen entstanden.

 Der Gund für den Schutz ist die Flussschlinge des Altneckars. Dazu gehören auch der sehr gut erhaltene Prallhang, die Reste des Moores sowie der Erlenbruch. Dieser gilt außerdem als Lebensraum für seltene Pflanzen- und Tiergemeinschaften. Die durchgeführten Erhaltungsmaßnahmen im führten unter anderem zur Ansiedlung von Drosselrohrsänger, Zwergrohrdommel und Teichrohrsänger. Das Moor bietet ist Lebensraum für seltene Pflanzenarten. Zu den Highlights gehören z.B. Sumpf-Lappenfarn und Scheinzypergras-Segge.

Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts wurde das Moor zum Torf- und Schilfrohr-abbau genutzt. Leider wurde die ständige Zuleitung von Rheinwasser eingestellt, sodaß das Moor mehr und mehr verlandete. Umwelt- und Naturschutzorganisationen kämpfen dafür, daß eine Vernässung wieder hergestellt wird, bisher leider ohne verlässliche Zusage der Behörden. Eine Resolution „Wasser marsch!“ wurde bereits 2019 verabschiedet.

P1170196Beobachtungenin der TeichlandschaftP1170222Ausschau nach WintergästenP1170183Teichlandschaft

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Silberreiher Bickenbach LA 2022 02 02SilberreiherDem NSG Landbachaue bei Bickenbach galt unsere besondere Aufmerksamkeit. Wir umrundeten die Teichlandschaft und hielten nach „Wintergästen“ aus dem Norden Ausschau. Wir stellten schnell fest ,daß die Singvögel noch nicht aus ihren südlichen Winterquartieren zurück gekehrt waren. Die Störchennester waren noch nicht besetzt. Lediglich einige Ringeltauben, Krähen und ein Rotmilanpaar zeigten sich in der Luft. Ein Silberreiher spähte am Mauseloch nach Beute.

Das Naturschutzgebiet ist aber eines der artenreichsten Vogelschutzgebiete südlich von Darmstadt, das sich insbesondere nach der Renaturierung im Jahr 2007 zu einem Kleinod für Naturliebhaber entwickelt hat. Das Gebiet ist ein beeindruckendes Beispiel für die Selbstheilungskräfte der Natur – wenn man sie denn lässt. Die zunehmend freizeitorientierte Nutzung steht dem allerdings wieder entgegen.

 

Ein weiterer negativer Aspekte ist die Errichtung landwirtschaftlicher Bebauung in den angrenzenden Nutzflächen, die sich als sogenannte „Scheucheffekte“ auf die Vogelschutzgebiete auswirken.

 

P1170176Biotop LandbachaueP1170179 KopieBiotop LandbachaueDas Biotop dehnt sich in süd-westlicher Richtung vom Erlensee aus.Es ist geprägt durch den Verlauf des Landbaches, ein Fließgewässer, das im Odenwald entspringt und dem Rhein zustrebt. Seine Bestandteile sind die Auwiesen sowie Feuchtbereiche mit Weiden- und Schilfbestand. Das entstandene Feuchtgebiet macht einen natürlichen Eindruck. Es zeigt sich, daß die Maßnahmen der Renaturierung hier Erfolg hatten. Ein gutes Zeichen dafür war die erfolgreiche Brut eines Kiebitzpaares in 2021. Auch Grünschenkel (Schnepfenart), Baumläufer und Löffler (Reiherart) sind im Sommer hier zu finden.

 

 

 

P1170184Renaturierter BachverlaufP1170193GRAUSPECHTE beobachtenDas Areal des Bachverlaufes wurde aufwendig renaturiert, der Verlauf des Baches anfangsverlegt, dann tiefer gelegt und wieder geändert. Die Fliesseigenschaften wurden durch Steinstufen gefördert und zwischenzeitlich entstandene Schilfflächen in das Areal einbezogen.So ergab sich eine interessante und abwechslungsreiche Biotopgemeinschaft, die eine vielfältige Flora und Faune aufweist.

 

 

 

 

 

P1170174 KopieNutriaP1170175NutriaAuf der kleinen Brücke, die über den Bach führt konnten wir eine Nutria beobachten, die im Wasser Richtung Schilfgürtel schwamm. Vor unseren Blicken versteckt, putzte sie sich im Schilf den Pelz.

 

 

 

 

 

 

 

P1170180 Kopie Raststätte für Wasservögel P1170200 Raststätte für Wasservögel Am südlichen Ende befinden sich einige Teiche, die im Winter Raststätte für Wasservögel sind. In den Randflächen sind Gehölz- und Heckenlinien zu sehen, in denen vereinzelt noch Rebhühner eine Zuflucht finden. Ein Rudel Rehe graste etwas weiter östlich im Morgenlicht. Zwischen dem Feuchtgebiet und den angrenzenden Ackeflächen werden auch immer wieder Goldammer, Schwarz- und Braunkehlchen gesichtet.

Im Westen angrenzend, gibt es noch ein privates Weideprojekt das dafür sorgt, daß Teilflächen, NSG, frei gehalten werden.

 

 

Mit feuchtem und schlammigem Untergrund kommen die Tiere der alten Rasse „Rotes Höhenvieh“ sehr gut zurecht und verbeissen Schilf und Gestrüpp am Uferrand. Besonders Kiebitz und Gänse, also die typischen Wiesenvögel, profitieren direkt von ihren großen Nachbarn und sind im Umgang mit den Rindern sehr vertraut.

 

P1170206Weide mit Riesenporling (meripilos giganteus) P1170205Riesenporling (meripilos giganteus)Eine mächtige, vom Sturm geworfene Weide wird von einem Riesenporling (meripilos giganteus) besiedelt, der eine enorme Ausdehnung erreichen kann. Zu sehen ist daher das Anfangsstadium.

 

 

 

 

 

 

 

P1170184LandbachaueIn der Nähe hat ein Vogelfreund eine Futterstelle mit einer Tonne eingerichtet. Diese Dimension war für mich auch neu. Die Vögel hat es jedenfalls auch beeindruckt, es herrschte reger Anflug.

 

 

 

 

 

 

 

 

P1170199P1170212P1170214214,

 

 

 

 

 

 

 

 

 

P1170217P1170219Auf den Teichen sichteten wir eine größere Schar Kanadagänse, einige wenige Grau- und Nilgänse und ein Krickentenpaar. Ein Graureiher suchte einen Standplatz und wechselte diesen als wir ihn länger beobachten wollten.

 

 

 

 

 

 

P1170223GraugänseP1170225GraugänseP1170227Blässhuhn

 

 

 

 

 

 

 

 

Später, nach dem Mittagessen, warfen wir noch einen Blick auf den Erlensee. Dort entdeckten wir die vermißte Graugänseschar, mehrere Hundert, die wir an den Teichen am Landbach vermißt hatten. Klar, die hatten ja schon die Kanadagänse besetzt. Die Brutinsel im See war von vielen ruhenden Exemplaren besetzt. Ein einzelnes Blässhuhn dümpelte einsam auf der Wasserfläche.

Ein Eisvogel wechselte noch seinen Standort am Ufer. Sein Gefieder glitzerte in der tief stehenden Sonne, leider zu weit entfernt für ein spektakuläres Foto. Die Landbachaue im „Winterschlaf“ bot letztlich keine spektakulären Beobachtungen, aber versicherte den Eindruck, daß hier in den wärmeren Monaten viele seltene Arten zu finden sind.Dann sind Limikolen (Watvögel) in der Landbachaue zu sehen. Neben Waldwasserläufer, Grünschenkel, Flussuferläufer und Flussregenpfeifer auch vielleicht der seltene Bruchwasserläufer. Das läd zum Wiederkommen ein, vielleicht im Mai oder Juni?

(Quellen: natureg.hessen.de, NABU Seeheim-Jugenheim )
Fotos von Klaus Benedickt und Hans Schwarting