Artenvielfalt am Berger Hang (Frankfurt am Main)
Unterwegs in den NSG „Enkheimer Ried“ und „Am Berger Hang“
Im Osten von Frankfurt am Main liegen zwischen den Frankfurter Vororten Bergen-Enkheim und Maintal-Bischofsheim die beiden Naturschutzgebiete "Enkheimer Ried" und "Am Berger Hang". Die Niederung sowie der Prallhang sind der Bereich eines verlandeten Main-Altarms. Früher wurde das Ried lange Zeit für den Torfstich und zur Gewinnung von Natureis genutzt. In die Schlagzeilen geriet das Feuchtgebiet auch in den 60-er und 70-er Jahren als der Trinkwasserbedarf der Stadt Frankfurt zur Bedrohung wurde. Das ganze Areal umfaßt ca. 60 ha.
In der Natura2000-Verordnung des RP Darmstadt werden Naturschutzziele für die NSG spezifiziert: Erhaltung des Offenlandcharakters der Standorte unterschiedlichster Pflanzenarten und der Erhalt bemerkenswerter Orichdeenarten auf Kalk-Trockenrasen und deren Verbuschungsstadien. Das Ried wurde bereits 1935 unter Naturschutz gestellt.
Das 28,23 ha große NSG "Enkheimer Ried" umfasst den Riedteich mit Verlandungs- und Uferzonen und die östlich angrenzende Aue des Tränkebachs. Hier findet man geschützte Biotope wie Sumpf-Wald, Auenwald und Nasswiesen vor.Der Schutz gilt insbesondere den Stillgewässern mit ihren Röhricht- und Verlandungszonen sowie den Glatthaferwiesen und deren Brachestadien. Sie sind Lebensraum geschützter Pflanzen- und Tierarten, vor allem brütender und rastender Vogelarten.
Blick über den Riedteich nach Osten
Tränkebachaue
Europäische Sumpfschildkröte emys orbicularis
Vom erhöhten Aussichtshügel am Ende des Riedteiches, hat man einen weiten Blick über die Wasserfläche und die üppigen Röhrichtgürtel. An beiden Ufern wachsen mächtige Weiden. Das nördliche Ufer ist vollständig eingezäunt, dort gibt es noch einen parallel zum Teich verlaufenden Graben, der Laichgebiet und Habitat von Amphibien ist. Die Europäische Sumpfschildkröte ist hier heimisch.
Graugans, anser anserDas südliche Ufer, entlang des Nachtigallenweges, ist besser einsehbar. Bei Trockenheit kann man an einer Stelle auch näher an das Wasser heran.
Von dort aus schauten wir dem hektische Treiben der Graugänse zu, die in einer kleinen Gruppe, mit wiederholten Start- und Landemanövern, beschäftigt waren.Klar, es ist Frühjahr und die Balz ist in vollem Gange. Ein Höckerschwanenpaar war davon eher wenig beeindruckt.
Reiherenten, aythya fuligula
Graureiher ardea cinerea Zwischen den Gänsen tauchten noch einige Reiherenten und ein Teichhuhn (Wasserralle). Der Graureiher hatte seine Nacht in Ufernähe im unteren Geästeiner Weide verbracht und war wohl gerade am Aufwachen. Er nahm uns kaum wahr.
Die Anzahl der Enten und Gänse erschien uns sehr gering. Krick-, Pfeif-, Löffel-, Tafelenten sowie Gänsesäger gehören im Winter zu den rastenden Wasservögeln.
Aber auch hier zeigte sich, wie auch an einigen anderen Fluss- und Teichgewässern des östlichen Rhein-Main-Gebietes, daß viele Wintergäste in diesem Jahr offensichtlich einen anderen Standort gewählt haben oder bereits auf dem Weg in den Norden sind.
erwilderte Streuobstwiese
Berger HangDer Berger Hang ist größtenteils eine Streuobstwiesenlandschaft, die von verschiedenen Obstbaumarten, halbtrockenem Grünland, vielen Hecken und teils verwilderten Kleingärten geprägt ist. Der landschaftliche Eindruck ist in manchen Abschnitten idyllisch zu bezeichnen. Berauschend muss es sein, wenn alle Obstbäume in Blüte stehen.
Spitzahorn acer platanoidesAn Baumarten findet man u.a. verschiedene Ahornarten,
Schwarzerle, Esche, Steinweichsel, Stieleiche und Sal-Weide.
Verschiedene Greifvögel, wie Habichte, Sperber und Wanderfalken
finden hier gute Jagdbedingungen. Bussard und Turmfalke konnten wir erspähen.
Singdrossel turdus philomenos
Amsel, turdus merula
ZilpZalp phylloscopus collybita
Singvögel zeigten sich in den Büschen und auf den Wiesenflächen. Ein Rotkehlchen näherte sich uns unerschrocken, ein Grünspecht ließ seine laute Stimme hören und eine Singdrossel suchte auf dem Boden nach Nahrung. Eine Amsel erwischten wir beim Transport von Nistmaterial, sehr zur Freude der Fotografen, denn sie saß geduldig auf einem Ast an.
GRAUSPECHTE ganz oben Am Berger Hang
Schwarzdorn prunus spinosaWir erwischten mal wieder einen aufgelockerten Himmel, trotz kräftigem Wind in den oberen Lagen des Hanges. Im Verlauf unserer Wanderung kam immer mehr die Sonne raus und wir erfreuten uns an den leuchtend weißen Blüten des Schwarzdorns.
Blütentraum Winterbirne pyrus communis
Blühtentraum Wildkrische prunus aviumEinige Obstbäume, so die Winterbirne und Wildkirsche, hatten ebenfalls bereits Blüten ausgetrieben. Unter den gängigen Sorten kommen aber auch einige Raritäten vor, so die Apfelsorten Ditzels Rosenapfel, Winter Zitronenapfel, Gewürzluiken, Große Grüne Reneklode. An Kirschsorten findet man Büttners Rote Knorpelkirsche und die Leberkirsche. Eine Birnenrarität, die „Gräfin von Paris“.
Schlüsselblumenwiese Berger Hang
Vogelbeobachtungsstation Untermain
Vogelhaus
Während man das NSG „Am Berger Hang“ nicht betreten darf, ist der Hang an sich mit etlichen Wegen durchzogen, sodaß man auf drei verschiedenen Höhen wandern kann. Von ganz oben hat man einen weiten Blick in das südliche und östliche Rhein-Main-Gebiet. Im NSG liegt die Vogelkundliche Beobachtungsstation Untermain (VBU), die die Vogelfauna des Gebietes ganzjährig beobachtet. An die 70 Vogelarten wurden hier schon bestimmt. Ein sicher selten zu sehender Zieher ist der Wendehals.
Sonnenhang HalbtrockenrasenDie Pflanzenwelt des halbtrockenen Grünlandes hat auch seine schützenswerte Flora. So sind Trespen-Magerrasen, Salbei-Glatthafer-Wiesen und nährstoffarme Feuchtwiesen auf den unterschiedlichen Höhenstufen, Standorte etlicher Besonderheiten. Trespen (bromus), eine Gattung der Süßgräser, umfaßt weltweit 150 Arten. In Hessen stehenTrespenarten auf der Roten Liste.
Helmknabenkraut, orchis militaris
Mücken-Händelwurz, gymnadenia conopseaFür die Sichtung der seltenen Orchideenarten Helm-Knabenkraut und Mücken-Händelwurz war es jedoch noch zu früh im Jahr, aber ihren Standort im Sonnenhang konnten wir erahnen.
Echte Primel, primula verisBereits beim Aufstieg leuchtete uns die Echte Schlüsselblume und Veilchen, die schon flächig aufgeblüht sind, entgegen. Die Herbstzeitlose, Spitz- und Breitwegerich standen noch im Kraut.
Gelbes Buschwindröschen, anemone ranunculoides
Balkan Windröschen, anemone blanda
Scharbockskraut, ficaria verna
Behaartes Schaumkraut, Cardamine hirsutaEtwas versteckt in einem Heckenstreifen, entdeckten unsere Botaniker das Balkan-Windröschen mit seinen zart-blauen Blüten. Daneben dehnte sich eine Matte des gelben Buschwindröschens aus und weiter unten, am feuchteren Standort, das Scharbockskraut sowie das behaarte Schaumkraut.
Traubenhyazinthe, muscari armeniacum
erchensporn, corydalis ochroleuca
Blaustern chionodoxa luciliae
Einige verwilderte Arten waren ebenfalls blühend wahrzunehmen, so die Traubenhyazinthe, die von einer roten Mauerbiene inspiziert wurde.. Eine Kaiserkrone und eine Pfeilblattart, die wir nicht näher bestimmen konnten, wuchsen in einem verwilderten Kleingarten.Vom gelb-weißen Lerchensporn sahen wir eine Pflanze. Weltweit werden über 300 Arten beschrieben; das Zentrum der Artenvielfalt dieser Blühpflanze liegt im südwestlichen China. Eine Fläche des hell-blau-blühenden Sternhyazinthe (scilla, Balustern“), der aus Kleinasien stammt, fanden wir am unteren Riedweg, im Übergang zum Auwald.
Weingarten Am Lohrberg
Nussbaumallee
Wie schnell doch dann die Zeit verging.
Wir waren ca. zweieinhalb Stunden unterwegs und hätten noch weitere Flächen erkunden können. Aber das Mittagessen wartete schon und wir begaben uns zum Lohrberg, Frankfurts Ausflugs-hot-spot, im Osten der Region. Nach dem Mittagessen genossen wir noch den imposanten Blick auf die skyline der Stadt. Der Park läd auch zu einem kurzen Rundgang umden kleinen aber berühmten Weinberg, und bei klarem Wetter, zur Fernsicht in das südliche Rhein-Main-Gebiet, ein.
Quellen:
VBU Frankfurt am Main / Norbert Kühnberger
naturschutzgebiete.org
Stadt Frankfurt am Main.de
Wikimedia.org
Fotos: Daniela Arnd, Klaus Benedickt, Hans-Werner Neumann