GRAUSPECHTE-Exkursion Botanischer Garten Frankfurt a.Main

Erhaltungskultur Pflanzenarten

Es gibt im Rhein Main Gebiet wohl kaum einen besseren Ort in dem man seltene bzw. vom Aussterben bedrohte Pflanzenarten finden kann, als im Botanischen
Garten in Frankfurt am Main. Hier werden Pflanzenarten gezüchtet, die aus verschiedenen Gründen in der Natur ausgestorben sind oder als verschollen gelten. Leider ist es der Mensch durch seinen Umgang mit der Natur selbst dafür verantwortlich. Allein in Hessen sind in den letzten 240 Jahren mehr als 149 Pflanzenarten ausgestorben.


20220302 101533 Hainz Hänel begrüßt die GrauspechteHainz Hänel begrüßt die GrauspechteDas Projekt „Erhaltungskulturen bedrohter Pflanzenarten“ macht daher die Erhaltung von 15 einheimischen Pflanzenarten zum Schwerpunkt. Diese sind auch in Hessen vor zu finden. Das wissenschaftliche Projekt soll über Aussaht, Aufzucht und Auswilderung der Pflanzen diese nicht nur erhalten sondern auch wieder in die angestammten Landschaftstypen zurückführen. 2016 wurde die erste Auswilderung vorgenommen. Bevorzugt werden die Pflanzen in Naturschutzgebieten ausgebracht.

 

 

 

Dabei handelt es sich u.a. um Sand-Silberscharte (jurinea cyanoides), zweifelhafter Grannenhafer (ventenata dubia) der Familie Süßgräser sowie die Sumpf Fetthenne (sedum villosum).


 7122310 Sandsilber Scharte jurinea cyanoides Sandsilber-Scharte, jurinea cyanoides3735549490 Zweifelhafter Grannenhafer ventenata dubiaZweifelhafter Grannenhafer, ventenata dubia4222 Sumpf Fetthenne sedum villosumSumpf Fetthenne, sedum villosum

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Sumpf Fetthenne kommt in sickernassen Quellfluren, Flachmooren, Grabenrändern, sowie nährstoffarmen Mooren und Moorwäldern vor. Sie ist eine Pionierpflanze und meidet Kalk. In Hessen ist sie noch im Gebiet des Hohen Meißners sowie im Vogelsberg vereinzelt vor zu finden.

 

800 Drüsiger Ehrenpreis veronica acinifolia Drüsiger Ehrenpreis, veronica acinifolia Dass die Bemühungen nicht immer von Erfolg gekrönt sind, zeigt das Beispiel des Drüsigen Ehrenpreises (veronica acinifolia).

Das letzte Vorkommen der einheimischen Wildpflanze befand sich südöstlich von Gießen. Ein vom Botanischen Garten beauftragter Experte fand im Frühling 2015 eine einzige Pflanze und konnte noch zehn Samen sammeln. Der Standort hatte sich danach aber ungünstig verändert, Hilfsmaßnahmen kamen zu spät und waren vergeblich. Inzwischen ist die Population erloschen und die Art damit verschollen.Die Kultivierung der seltenen Pflanzen wird in Beeten, den Landschaftstypen entsprechend, vorgenommen: Moor-, Heide-, Kalk- und Sandbeet.

Inzwischen ist der Botanische Garten an den Palmengarten angegliedert, was dem Projekt sicher keinen Abbruch tut. Mitarbeiter:innen des Palmengartens waren an dem Tag schon früh im Garten tätig und mit dem „Frühjahrsputz“ beschäftigt.Unsere Exkursion, ein Tag vor dem internationalen Tag des Artenschutzes, hatte insofern auch noch einen ideellen und aktuellen Bezug. Wahrnehmung und Mitmachen sind ja nun auch die Tugenden des Naturschutzes.

 

Hainz Hänel, der im Botanischen Garten sein Berufsleben als Professor für Botanik verbrachte, konnte an seiner Wirkungsstätte Informationen aus erster Hand vermitteln. Sein Rundgang führte durch das in verschiedene Landschaftszonen aufgeteilte Areal.

Besonderes Interesse galt den Pflanzen die auch in Hessen einheimisch sind oder waren. Dazu gehören Pflanzenarten mit noch nie gehörtem Namen. Z.Bsp.:

A2 Gewöhnliches Katzenpfötchen antennaria dioicaGewöhnliches Katzenpfötchen, antennaria dioica20220302 111147 blassgelber Klee trifolium ochroleucon Gewöhnliches Katzenpfötchen, antennaria dioica

 

 

 

 

 

 

 

 

 

20220302 111506 Gewöhnlicher Diptam dictamnus albusGewöhnlicher Diptam dictamnus albusDer Diptam (Dictamnus albus), auch Aschwurz, Spechtwurz oder Brennender Busch genannt, gehört zur Familie der Rautengewächse (Rutaceae). Diese giftige Pflanzenart steht seit 1936 unter Naturschutz; sie war schon damals eine Seltenheit in Mitteleuropa. Sie wurde, insbesondere deren Wurzeln, früher als Heilpflanze verwendet.

Bei viel warmem Wind trocknen die Früchte ein. Dabei reißen die Fruchtschalen auf, rollen sich ein und schleudern den kugelförmigen, etwa 4 mm kleinen Samen heraus. Man kann manchmal das Knallen der Früchte im Sommer hören. Die Samen können bis etwa fünf Meter weit weg geschleudert werden. Zur Reifezeit geben die Drüsen der Fruchtstände so viel ätherisches Öl mit zimtartigem Geruch ab, dass die Pflanze schon von weitem gerochen werden kann. Bei hohen Temperaturen verdunsten die Öle in so großer Menge, dass die Pflanze als „Brennender Busch“ angezündet werden kann.

Da nun die meisten Pflanzen noch im Winterschlaf waren, konnte man eher wenige Arten in ihrem natürlichem Aussehen erkennen. Kraut aus der letztjährigen Vegetationsphase war bei einigen Pflanzen noch vorhanden, ein Eindruck von der Wuchshöhe konnte man so bekommen.
Die rote Beschilderung läßt schon von weitem erkennen wo die gefährdeten Arten stehen. Es war schon erstaunlich wie viele rote Schilder, die die Zugehörigkeit zur roten Liste anzeigen, zu sehen waren.

 

 

 

Aber darüber hinaus ist der Bestand an weiteren Pflanzen typischer Vegetationszonendeutlich höher. Einige Beispiele (Fotos blühender Spezies sind z.T. aus dem Internet entnommen) dazu.

20220302 111545Sonniger Kalkhang 20220302 110240 schaftlose Priemerl primula vulgarisschaftlose Primel, primula vulgarisDie schaftlose Primel (primula vulgaris) ist als gefährdet eingestuft, die krausblättrige Silberdistel ist in Hessen ausgestorben (carlina acaulis).

 

 

 

 

 

20220302 111120 krausblättrige Silberdistel carlina acauliskrausblättrige Silberdistel, carlina acaulis

 

 

 

 

 

 

 

Gebirgsflora der subalpinen Stufe

20220302 105000 In der subalpinen Zone In der subalpinen Zone20220302 110630 subalpine Flora Latschenkiefer Hirschzunge Alpenrose EricaLatschenkiefer Hirschzunge Alpenrose Erica20220302 105241 Hauswurz sempervivum montanumHauswurz (sempervivum montanum)

 

 

 

 

 

 

20220302 110902 Salix kriechende Weide salix simulatrixSalix, kriechende Weide (salix simulatrix)Steinbrechartige Pflanzen wachsen imposant auf nacktem Fels
und typische Gebirgsflora zeigte sich aber schon in ihrem Blütenkleid.

 

 

 

 

 

20220302 105558 europäisches Alpenveilchen cyclamen purpurascensEuropäisches Alpenveilchen cyclamen purpurascens (RL)20220302 105449 Blaue Iris iris reticulatablaue Iris (iris reticulata)

 

 

 

 

 

 

 

20220302 115704 BuchenmischwaldBuchenmischwaldIm Buchenmischwald zeigten sich noch keine Blüher,
dafür aber am Sonnenhang vor dem Wäldchen.

 

 

 

 

 

20220302 115533 NarzissenwieseNarzissenwieseA1 RhododendronRhododendron20220302 114956 KornelkirscheKornelkirsche, cornus mas

 

 

 

 

 

 

Auch Rhododendron und Kornelkirsche (cornus mas) waren bereits aufgeblüht.

20220302 122442 Blick auf den Seerosenteich Blick auf den SeerosenteichDer Garten und der angrenzende Grüneburgpark sind darüber hinaus noch ein beachtenswertes Vogelrevier in dem 49 Vogelarten bestimmt wurden. Darunter Trauerschnäpper (ficedula hypoleuca) , Birkenzeisig (acanthis flammea) sowie die Waldohreule (asio otus).

 

 

 

 

 

 

20220302 123449 Krokuswiese im GrüneburgparkKrokuswiese im GrüneburgparkAuf dem Weg zum Mittagessen an der Bockenheimer Warte warfen wir noch einen Blick auf die leuchtenden Krokusflächen im Grüneburg Park.

 

 

 

 

 

 

 

Die Kultivierung der seltenen Pflanzen im Erhaltungsprojekt ermöglicht es so, bedrohte Arten zu kultivieren. Eine Besichtigung im Frühjahr, zur Blütezeit, sollte sich nochmal lohnen.

Vielen Dank an Manfred Eberhard für sein "tasting" selbst hergestellter Liqueure zum Anlass seines Geburtstages. Von allen nochmal alles Gute für das neue Lebensjahr.

(Quellen: Fotos: Klaus Benedickt, bing-Foto; Textauszüge: wikimedia.org, 2022,